Biografien

Normadenkind: Meine Flucht aus dem Sudan – Alek Wek

Inhalt:

Überfliegt man die Endloslitanei im Vorwort, all diese „großartigen kreativen Menschen“, die Lagerfelds, Lindberghs, Gallianos und Leibovitzes dieser Welt, denen für ihre Hilfe gedankt wird, ist man unwillkürlich an diverse Oscar-Nächte erinnert, wo schöne Menschen anderen schönen Menschen ewigen Dank entgegenschluchzen. Fast schon widerwillig gestimmt, beginnt man mit der Lektüre, innerlich gerüstet für Nullstories aus der ach so stressigen Welt der Topmodels, gefasst auf Ausrasterexzesse der ekligen Art a la Naomi & Co.… doch – hoppla!, hier gab’s ja mal ein gänzlich anderes Leben! Und was für eines! Plötzlich wird das Ganze jenseits aller Catwalks ganz unmodelhaft spannend!

Welch schöne Geste, wenn man als siebtes von neun Kindern „Alek“ getauft wird, nach der so beliebten schwarzgefleckten Kuh, die bei ihrem Heimatvolk, den Dinka, als Glückssymbol gilt. Doch im Süden des Sudan ist das Glück ein kurzlebiger Gast. Seit jeher versucht der islamisch-arabische Norden die animistisch-christlich geprägten Stämme des Südens zu unterjochen. Bodenschätze, Öl und der falsche Glauben – Gründe genug für die muslimische Soldateska, die Halbnomaden des Südens erbarmungslos zu verfolgen. 1977, fünf Jahre nach dem Friedensschluss von Addis-Abeba kam Alek zur Welt. Das Kindheitsidyll (Passagen von schlichter und erhabener Schönheit), sollte von kurzer Dauer sein. Mit neun musste die kleine Alek mitansehen, wie Panzer und Armeelastwagen der Milizen ihre Heimatstadt Wau niederwalzten. „Dann änderte sich alles“. Lakonischer Kommentar der Autorin.

Dieses „alles“ bedeutete eine verlorene Kindheit und ein in seiner Schilderung kaum zu ertragendes Stück grausamer afrikanischer Wirklichkeit. Mord, Verwüstung und Vertreibung hießen fortan die ständigen Fluchtbegleiter eines Lebens, das erst in London allmählich zur Ruhe kam. Der nächste Schock, diesmal „nur“ kultureller Art. Nach Jahren findet eine Restfamilie wieder zusammen. Dann der Satz, der erneut ihr Leben änderte. „Macht es ihnen etwas aus, wenn ich sie fotografiere?“ Die Agentin. Die Modelkarriere. Alek ist achtzehn. Man sollte sich als Leser eigentlich mitfreuen über diese gelungene Wendung – und kann sich doch eines Unbehagens nicht erwehren. Zu krass, die Leichtgewichtigkeit des Modezirkus’ und seiner seichten Begrifflichkeiten, um den schwerwiegenden ersten Teil dieses Lebens vergessen zu machen. Doch eine bodenständige, 176 Zentimeter große Frau aus dem Stamme der Dinka, hat schon ganz andere Sachen gemeistert.
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Meine Meinung:

Die Biografie der Alek Wek ist interessant. Sie berichtet von der Grausamkeit welche sie in ihrer Kindheit erleben musste. Mord, Verwüstung, Angst und Vertreibung. All dies erlebte sie. Sie flüchtete und erlebte den kulturellen Schock. Doch dann tauchte sie ein in die Welt der Models. Wurde weltberühmt. Ein Leben vom tiefsten Tief zum höchsten Hoch. Oder doch nicht?
Definitiv ein spannender Lebensweg.

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Autor

42 Jahre, verheiratet, Zwillingsmama, Hannoveranerin und begeisterte Leseratte.

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