Suizidgefährdete Jugendliche unterstützen
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Haimer Omer und Anat Brunstein-Klomek stellen in diesem Buch einen neuen Ansatz zur Suizidprävention vor, der auf dem Konzept der „neuen Autorität“ basiert. Dieses ist einzigartig und bezieht systemisch das gesamte Netzwerk der betroffenen Jugendlichen ein. Familien und Fachleute werden ermutigt, an einem Strang zu ziehen. Eltern wird ermöglicht ihren Kindern wieder nah zu sein. Sie fühlen sich in ihrem Schmerz und ihrem Stress ernst genommen und können Distanziertheit, Verzweiflung, Panik und Wut erkennen und überwinden. Anhand von praxisnahen Fallbeispielen verrät das Buch, wie es gelingt, dass eine gemeinsame Sprache zwischen allen entsteht, die Teil der Krise sind.

Kein Thema triggert mich als Mutter mehr als der Gedanke daran, dass meine Kinder eines Tages so verzweifelt sein könnten, dass sie suizidgefährdet wären. Ich denke bei diesem Thema vor allem an neurodivergente Kinder, die gesellschaftlich stets auf einem Mienenfeld laufen. Das Leben um sie herum ist nicht für sie gemacht und die Gefahr, dass sie in Depressionen mit Selbstmordgedanken abrutschen ist hoch.
Das Buch zeigt zuerst die herkömmlichen Ansätze zur Behandlung von Suizidgefahr auf. Es ist ein kurzer Überblick über die einzelnen Therapievarianten. Danach dreht es sich darum, wie das Ganze aus der Sicht der „neuen Autorität“ gesehen wird. Es geht um Suizid und Suizidandrohung und welches die verschiedenen Kreise der Suizidprävention sind. Danach dreht sich alles um die Eltern und Unterstützer, dass sie eine Allianz bilden müssen und wie man die Eskalation vermeidet. Am Ende geht es den externen Kreis wie Schule und informelle Bildung.
Ich empfand das Buch als gut lesbar und sehr verständlich, auch wenn es nicht im einfachsten Schreibstil geschrieben ist. Ich war nirgends vom Inhalt als unerfahrene Leserin bei dem Thema überfordert. Es gibt viele Querverweise und Quellenangaben um sich mit den angesprochenen Studien und Themen noch weiter auseinander zu setzen. Heftig zu lesen empfand ich das Kapitel „Was würden Sie der Person auf dem Dach sagen?“ Es war mir fast schon zu greifbar und vermutlich genau dadurch wurde es für mich zu dem interessantesten Kapitel des ganzen Buches.
Definitiv ein Buch, das sehr viele gute Ansätze enthält und auch für Personen, die mit suizidgefährdeten Jugendlichen arbeiten, ein toller Impulsgeber.