Biografien

Auf Wiedersehen im Himmel – Michail Krausnick

Inhalt:

Ein Sachbuch über das Leben eines Sinti-Mädchens, das der „Rassenforscherin“ Eva Justin als Studienobjekt diente und durch ungewöhnliche Umstände der „Endlösung der Zigeunerfrage“ entging. Eine Ohrfeige rettete ihr das Leben. Der Rassenwahn der Nazis machte auch vor Kindern nicht Halt. Den Kindern von Sinti und Roma werden seit 1938 die Eltern geraubt, als Zwangsarbeiter in Konzentrationslager verschleppt. Die Kinder werden zu „Waisen“ erklärt und in die „Fürsorge“ katholischer Kinderheime gegeben. In der „Heiligen St. Josephspflege“ im schwäbischen Mulfingen trifft Angela auf etwa 40 Kinder zwischen sechs und sechzehn, die als „Vollzigeuner“, „Zigeunermischlinge“ und „Jenische“ klassifiziert werden. Angelas Identität gibt Anlass zu Verwirrung, denn sie hat 3 Mütter – die Frau ihres Vaters, die im KZ ist, eine Pflegemutter, bei der sie aufwuchs und der sie von der Gestapo entrissen wurde, und eine leibliche „deutsche“ Mutter, von der sie bis dahin nichts wusste. Dadurch hat sie mehrere Namen – was bei den Behörden zur Verwechslung führt und ihr schließlich das Leben rettet. Zunächst lebt sie mit den andern Kindern im Heim und ahnt nichts Böses. Die Kinder bleiben von Himmlers Auschwitzerlass, der “ Endlösu ng der Zigeunerfrage“, so lange ausgespart, bis die „Rassenforscherin“ Eva Justin ihre Doktorarbeit über „das Artfremde“ der „Zigeunerkinder“ abgeschlossen hat. Dann kommt der Befehl aus dem Reichssicherheitshauptamt: Die Kinder werden aus dem Heim direkt in das Vernichtungslager deportiert. Von 39 Kindern überleben nur vier, darunter Angela. Sie wurde in der Zwischenzeit von den Schwestern auf ihren deutschen Namen umgeschrieben, sehr zu ihrem eigenen Leidwesen, denn die Schwestern betonen ihr gegenüber immer wieder, dass sie „nicht dazugehört“. Als von den Kindern Fingerabdrücke genommen werden, hält Angela das für ein Spiel und mogelt sich dazwischen, wird von den Schwestern aber weggeschickt. Und als schließlich der Bus kommt, um die Kinder abzuholen, möchte Angela unbedingt mit auf diesen „schönen Ausflug“, der den andern versprochen wurde. Sie versteht nicht, wofür sie bestraft werden soll, warum die Schwestern ihr nicht erlauben, mit den andern mitzufahren. Trotzig entschlossen , ihren Willen durchzusetzen, zieht sie wie die andern Kinder ihre besten Kleider an und mischt sich unter die Gruppe. Eine Schwester zieht sie heraus und gibt ihr die erste Ohrfeige ihres Lebens: „Du gehörst nicht dazu!“ Wütend und traurig stapft Angela die Treppen hoch, öffnet das Fenster und schaut traurig in den Hof hinunter. Die Kinder kehren nie zurück.
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Meine Meinung:

Dies Buch las ich in einem Rutsch durch. Als Anhang findet man im Buch Fotos und Dokumente. Mit den Augen eines Kindes sieht man in den Krieg hinein und erfährt wie Angela nur langsam mit den Jahren wirklich begreift, was es bedeutete, was Krieg war und ist. Eine banale Ohrfeige rettete ihr Leben – und ein Fehler in den Akten. Das Buch ist eingeschränkt lesenswert, denn es war leider oft nur oberflächlich. Ich hätte gern mehr über die Sinti erfahren. Aber in einem dünnen Buch ist eben dafür kein Platz.

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Autor

42 Jahre, verheiratet, Zwillingsmama, Hannoveranerin und begeisterte Leseratte.

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