Jenseits des Grünen Flusses – Mirza Klimenta
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Dies Buch berichtet darüber, wie ein junger Bosniake als Kind mit ansehen musste, wie sein Vater im Bosnienkrieg von serbischen Polizisten brutal ermordet wurde. Jahrzehnte später begegnet er ausgerechnet einem Serben, der den gleichen Namen wie der Mörder seines Vaters trägt. Aus dieser Begegnung wird jedoch eine grundlegende Veränderung für ihn.

Das beginnt mit einem wunderschönen Kindheitserinnerung. Sie spielt auf der Klaviatur der jugendlichen, teils noch kindlichen Gefühle. Als Leser versteht man die Empfindungen von Ismet und doch schon dort spürt man erste rassistische Strömungen in der Umgebung. Der Wandel in der Gesellschaft wird Stück für Stück deutlich und gipfelt in dem Mord an Ismets Vater. Die anschließende Flucht lässt das Grauen erahnen, das die Menschen durchmachten.
Jahre später trifft man Ismet im Studium wieder. Nach und nach zeigt sich, wie stark die Erlebnisse der Kindheit ihn bis heute verfolgen. Wie sie sein Scheitern begünstigen und sein Lebenswille sinkt. Doch eine Begegnung – ausgerechnet mit einem Serben – lässt eine Versöhnung mit der Vergangenheit zu und gibt den Weg in eine bessere Zukunft frei.
Wer einen Roman erwartet, der vom Tempo dahin rast, der wird enttäuscht. Es handelt sich um ein sehr ruhiges Buch, das Stück für Stück seine Tiefe offenbart. Die Depression und mit den Händen greifbar, die Angst regelrecht spürbar… Mit einem Lächeln legte ich zuletzt das Buch beiseite, da das „Happy End“ trotz all der Erlebnisse nicht verwehrt ist. Das Buch bietet Hoffnung, Hoffnung auf Versöhnung und dass es möglich ist, alten Hass abzulegen und eine bessere Zukunft zu gestalten.
Ein Einblick in die Psyche eines Menschen mit all seinen Ängsten, Wünschen, Hoffnungen, Hoffnungslosigkeit, Sorgen und Gefangenheit. Aber auch ein Einblick auf die Veränderungen, die möglich sind. Auf eine bessere Zukunft, auf Vergebung und Stärke in einem selbst.
Ein Buch, das nicht nur nebenbei gelesen werden sollte. Viel zu wenig wurden die Jugoslawien-Kriege medial behandelt, das macht dies Buch um so wichtiger. Ich muss jedoch gestehen, dass der Krieg einer derjenigen war, der mich selbst für den Bruchteil einer Sekunde betraf. Meine Eltern und ich wollten 1991 im Urlaub an der österreichischen Grenze zu Slowenien in den Duty Free Shop. Wir waren spät dran, morgens kam es zu einer Verzögerung, sodass wir nicht wie üblich um Punkt 9 Uhr losfuhren. Es war unser Glück. Als wir am Grenzübergang Holmec ankamen, brannte der Duty Free Shop. Eine Rakete hatte ihn 10 Minuten vor unserer Ankunft getroffen. Wären wir an dem Tag pünktlich gewesen…. ich erinnere mich im Nachgang noch, dass ich die Panzer vom Campingplatz aus fuhren hörte, um die Grenzen auf österreichischer Seite zu sichern. Weiteres dazu findet sich hier. In meiner Erinnerung sehe ich, wie wir ein wenig vor der Grenze anhielten, mein Dad ausstieg, schaute und sagte, dass wir sofort umdrehen. Ich entsinne mich, dass ich sah, dass es brannte. Ob es die Grenzstation oder der Duty Free Shop war der brannte, das kann ich heute nicht mehr sagen. Ich entsinne mich nur an den Qualm der aufstieg und das Gefühl von Unsicherheit und Chaos und die Dringlichkeit in der Stimme meines Dads.