Biografien

Verzweifelte Jahre: Mein Leben ohne Natascha – Brigitta Sirny-Kampusch

Inhalt:

„Dieses Buch ist für dich, Natascha“ – Wer im Fernsehen Zeuge der wenigen Statements wurde, die Natascha Kampusch anlässlich des Erinnerungswerkes ihrer Mutter abgab, konnte leicht feststellen, wie wenig sie sich durch diese Widmung geehrt fühlte. Ruhig war es geworden um die junge Frau, die sich über acht Jahre in der Gewalt ihres Entführers befunden hatte. Endlich, möchte man sagen, doch war dies nur die Ruhe vor dem zweiten medialen Großangriff, der pünktlich zum ersten Jahrestag der Befreiung einsetzt. Brigitta Sirny, die zu diesem Zwecke flugs den „Autorennamen“ Sirny-Kampusch reaktivierte, macht den Anfang. „Natürlich verdiene ich daran“ – Auch wenn man Mutter Kampusch die „verzweifelten Jahre“ nicht absprechen mag – es erwartet uns eine gruselige Leseerfahrung. Und dies in vielfacher Hinsicht.

206 Seiten eines Leidenswegs, einer Generalabrechnung mit Polizei, Behörden und allem, was sich in den Weg stellte, dazu eine satte Giftmischung an die Adresse von Nataschas Vater, welcher hier nur despektierlich und fast schon kafkaesk als „der Koch“ firmiert. Ach ja, vergessen wir nicht die saftig gerührte Werbetrommel in eigener Schmuckdesignberufung plus Therapeutengeflöte. Eine stolze Leistung, die die 57-Jährige mit Hilfe der Wiener Journalisten Andrea Fehringer und Thomas Köpf zu Papier gebracht hat, geschuldet den „…sehr vielen Anfragen, wie ich diese Zeit gemeistert habe“. Noch einmal werden wir von einer erschütterten (!) Mutter Kampusch zurückgeführt in jene ominösen Märztage 1998, in denen das Leben einer ganzen Familie aus dem Lot geriet. Nicht zuletzt deshalb hätte man sich weniger innerfamiliäre Animositäten, Selbstbespiegelungen- und entschuldungen und mehr Nachdenkliches gewünscht. Auch – und ganz besonders Natascha hätte dies zu schätzen gewusst!

Der Medienrummel, dem die restliche Familie nach der Entführung beinahe täglich ausgesetzt war, ebbte über die Jahre ab und erreichte ein geradezu schwindelerregendes Maß, als am 23. August 2006 die Nachricht von Nataschas Ausbruch aus ihrem Gefängnis über die Ticker lief. Während die betroffene Natascha im Jahr der Freiheit noch um Fassung und Atem rang, schlug ihre Mutter, medial versiert inzwischen, zu. Das Ergebnis muss nicht jeden begeistern!
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Meine Meinung:

Dies Buch ist gezeichnet von der Verzweiflung einer Mutter, die ihres Kindes beraubt wurde. So verzweifelt, dass sie selbst der Scharlatanerie Chancen gibt. Sie jagt jedem Strohhalm hinterher. Oft ist es befremdlich zu lesen. Doch was ist in so einer Situation schon normal? Da hat niemand ein Recht zu urteilen.

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Autor

42 Jahre, verheiratet, Zwillingsmama, Hannoveranerin und begeisterte Leseratte.

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