Biografien

Das Leben könnte gut sein – Die Tagebücher von Ruth Maier

Inhalt:

Ruth Maier war Jüdin und lebte mit ihrer Familie in Wien. Sie floh nach Norwegen und wollte gern zu ihrer Familie nach England übersiedeln um mit ihnen gemeinsam nach Amerika auszuwandern, doch es kam anders. Obzwar die ein Visum hatte, konnte sie es nicht nutzen und saß in Norwegen fest als Hitler auch dieses eroberte. Sie berichtet von ihrem Leben, ihren Lieben, Backfischfantasien, wie man früher so schön sagte. Doch sie wurde in Norwegen nicht glücklich. Das Verhältnis zur Gastfamilie verschlechterte sich, sie fühlte sich einsam. Doch dann fand sie ihre beste Freundin, der sie sich eng verbunden fühlte.

Meine Meinung:

Direkt von Beginn hat faszinierte mich die Sprache des Buches. Selten erblickte ich so verständlich und doch so malerisch das deutsche Schriftbild. Für mich, die normalerweise eher neumodischen Kram liest, war es ungewöhnlich diese “alte” Sprechweise niedergeschrieben zu sehen. Doch tief beeindruckte sie mich und einige Worte sind durch das Lesen in meinen normalen Sprachgebrauch eingeflossen. Das Buch besteht neben den Tagebucheinträgen auch aus vielen Briefen, welche Ruth an ihre Schwester Dittl geschrieben hat. Auch finden sich Zeichnungen von Ruth und Fotos darin.

Es drängte sich mir beim Lesen immer wieder die Frage auf, ob sich Ruth eher zu Frauen hingezogen fühlte. Oder war es gar normal in solch Schwärmereien für Freundinnen zu verfallen? Oder lag es an “Not macht erfinderisch”? Es lässt sich nur vermuten. Sie selbst schrieb einmal, dass sie keine romantischen Gefühle für ihre Freundin Gunvor, später jedoch erscheint es erneut anders. Doch ist es eher nebensächlich. Ruth sieht viele gute aber auch viele schlechte Seiten am Leben. Sie erkennt es in einer mir bisher selten untergekommenen Vollkommenheit, ja Ganzheit möchte ich sagen. Sie dachte viel nach, prüfte ihre Denke, prüfte die Gesellschaft, klammerte sich an ihre Freundschaft zu Gunvor und ergründete diese. Sie war hoffnungsvoll, manchmal verloren, oft hin und hergerissen. Ein Backfisch der reifte in einer sehr schweren Zeit, fern der Familie, vertrieben aus der Heimat. Sie Leben fand viel zu früh das Ende im KZ.

Es war das allererste Buch bei dem ich von mir aus zum Textmarker gegriffen habe, um mir Stellen aufgrund ihrer Tiefsinnigkeit oder schlichten Schönheit zu kennzeichnen und zu merken. Sie hat mich bewegt, sie hat mir ein Fenster zu einer Zeit geöffnet, die fern der heutigen Vorstellungskraft liegt.

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Autor

42 Jahre, verheiratet, Zwillingsmama, Hannoveranerin und begeisterte Leseratte.

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